… im Blut Kerosin

Ein Nachruf auf die Airline mit Herz von Axel Belger.

Joachim Hunold zwischen zwei Flugbegleitern anlässlich des 787-Besuchs im Juni 2011 in Tegel (Foto: O. Pritzkow)
Joachim Hunold zwischen zwei Flugbegleitern anlässlich des 787-Besuchs im Juni 2011 in Tegel (Foto: O. Pritzkow)

Am 10. August 1995 saß ich das erste Mal in einem Air-Berlin-Flieger, einer Boeing 737-400, auf dem Weg auf die griechische Insel Korfu. Es war nicht mein erster Flug, vorher war ich schon mit Lufthansa, Delta und LTU unterwegs. Aber schon meiner erster AB-Flug war besonders. Lag es an der Flugnummer, die mit meinen Initialen begann ? Oder doch eher an der sehr freundlichen Kabinenbesatzung ? Man mag das heute verklärt sehen, aber auch auf vielen weitere Flügen im Verlauf der Jahre waren es immer wieder die Crews, die mir sehr positiv in Erinnerung blieben und sich sehr positiv insbesondere vom grossen deutschen Wettbewerber mit dem Kranich abhoben. Man wurde nicht einfach nur bedient, es „menschelte“ an Bord.

Ich begleitete Air Berlin bei ihrem Wachstum zunächst als Fluggast, ab dem Jahre 2005 dann auch auch als Geschäftspartner, als ich die Betreuung des Kunden Air Berlin bei einem grossen Mietwagenunternehmen übernahm. Die Zahl der Flüge wuchs berufsbedingt stark an, durch die Übernahme der DBA waren nun auch innerdeutsche Verbindungen im City-Shuttle im Angebot. Aber mein Bild von Air Berlin änderte sich nicht: nun waren es nicht nur freundliche Crews, sondern auch meine immer gut gelaunten Ansprechpartner, die ich auf allen Ebenen der Hierarchie traf.

Achims Freundeskreis

Mit der Zeit änderte sich auch mein Kundenstatus: im Rahmen einer Buchung lautete der Endpreis eines Tages 0,— €. Was ich zunächst für einen Fehler des Buchungssystems hielt, war schlicht gewollt: Achim’s Freundeskreis hatte ein neues Mitglied bekommen. An Bord wurde ich von diesem Zeitpunkt an namentlich begrüsst, bei längeren Flügen gab es kleine Goodies, die Sansibar-Currywurst wurde nun zum Standardessen an Bord beim Flug zu Geschäftsterminen auf Mallorca. Mittlerweile hatte sich auch das Streckenprofil verändert: durch die Übernahme der LTU kamen Langstreckenflüge ins Programm. So flog ich unter anderem auch zum New York Marathon 2011 mit „meiner“ Air Berlin. Wenige Wochen vor dem Abflug nach JFK gab es jedoch einschneidende Veränderungen. Achim Hunold hatte die Geschäftsführung an Hartmut Mehdorn übergeben, der in seiner vorherigen Tätigkeit als Bahnchef nicht unbedingt Saniererqualitäten gezeigt hatte.

Die Stimmung wird schlechter

Die Abwärtsspirale begann, sich immer schneller zu drehen. Sanierungsprogramme lösten sich genauso ab wie Unternehmensführer und Anteilseigner. In den Gängen der Unternehmenszentrale am Saatwinkler Damm hatte sich die Stimmung längst verschlechtert, viele hochqualifizerte Mitarbeiter verließen das Unternehmen. Und auch als Fluggast war der Abwärtstrend spürbar. Als dann im Februar dieses Jahres Lufthansa-Mann Winkelmann das Steuerhorn nach vorangegangenen Übernahmegerüchten übernahm, war eigentlich klar, wohin die Reise gehen würde. Noch hatten aber viele die Hoffnung, man werde unter dem Dach der grossen Lufthansa weiterfliegen. Das Ende ist bekannt und dürfte auch noch in absehbarer Zeit die Gerichte beschäftigen. Die Lufthansa hat bei der Abwicklung viel Kredit bei Fluggästen und Mitarbeitern verspielt.

Bald Herzen in orange?

Was mich am heutigen Tage trotz allem etwas zuversichtlich stimmt, ist eine Nachricht, die am gestrigen Abend des „Letztfluges“ etwas unterging: am Standort Tegel wird easyjet 25 Flugzeuge und bis zu 1000 Mitarbeiter übernehmen. So bleibt die Hoffnung, dass die nach meiner Sicht zweitsympathischste Fluggesellschaft in Berlin einen Teil des AirBerlin-Spirits konserviert. Und vielleicht heisst es bald wieder nach einer Landung in Tegel: „Take care, tschüss und bye bye“. Und Schokoherzen könnte man auch in orangefarbener Folie verpacken…

Axel Belger

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