Flughäfen am Limit

Ein Lockdown nach dem anderen bringt viele Verkehrsflughäfen an ihre Belastungsgrenze. Die Einbrüche der Passagierzahlen haben den Luftverkehr inzwischen auf ein trauriges Niveau von 1986 zurückgeworfen.

Leere Gepäckbänder im BER

Durch die Pandemie-Krise drohen die Flughäfen als Job- und Wertschöpfungsmotor wegzubrechen. An den deutschen Verkehrsflughäfen ist die Existenz von einem Viertel der über 180.000 Arbeitnehmer akut bedroht. Betroffen sind sowohl Beschäftigte des Flughafens als auch der dort ansässigen Dienstleister und Luftfahrtunternehmen. Vielen Regionen droht der dauerhafte Verlust an Wirtschaftskraft. An den Flughäfen ist eine jährliche Bruttowertschöpfung in Höhe von 27 Mrd. EUR in Gefahr. „Das gesamte Luftfahrtsystem steht nahezu vor dem Kollaps und viele Flughäfen vor dem Aus. Die Flughäfen brauchen dringend finanzielle Hilfe als nicht rückzahlbare Zuschüsse, sollen irreparable Strukturbrüche aufgehalten werden“, so die aufrüttelnde Botschaft von Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV.

Um das deutsche Flughafensystem in dieser Pandemie-Krise zu schützen, seine Bedeutung zu würdigen und den Schaden für Arbeitnehmer und Flughäfen zu begrenzen, hat Bundesverkehrsminister Scheuer mit dem Luftverkehrsgipfel am 06. November 2020 eine wichtige Initiative zur Sicherung der Flughafeninfrastruktur auf den Weg gebracht. Die Länder haben sich mittlerweile verpflichtet, die Hälfte der Hilfen zu übernehmen. „Das politische Handlungspaket für eine finanzielle Unterstützung der Flughäfen ist fast fertiggeschnürt – jetzt muss die Klärung von Details schnell erfolgen, um die Flughäfen vor weiteren Existenzrisiken zu schützen und weiteren Stellenabbau zu vermeiden“, so Beisels eindringlicher Ruf.

Flughäfen von zentraler Bedeutung

Flughäfen sind ein unverzichtbarer Wachstumsgeber und gleichzeitig Garant für gleichwertige Lebensverhältnisse in den Regionen. Das historisch gewachsene polyzentrische Flughafensystem in Deutschland hat sich zu einem eng verflochtenen Netz von internationalen und regionalen Flughäfen entwickelt. Die föderale Struktur Deutschlands mit seinen starken Wirtschaftszentren und Metropolregionen profitiert von seiner guten verkehrlichen Anbindung. Wirtschaft und Tourismus verlangen nach einer größtmöglichen Konnektivität – sowohl für Privat- und Geschäftsreisende als auch für Frachtversender.

Es geht nicht um Subventionen

Die Unterstützung für die Flughäfen in Form von nicht rückzahlbaren Zuschüssen ist mehr als gerechtfertigt. Zu jeder Zeit haben die Flughäfen wichtige Transport- und Lieferketten sowie eine Mindestkonnektivität aufrechterhalten. Dies war der ausdrückliche Wunsch der Politik. Selbst kleinere Flughäfen sollten wegen der hohen Zahl an Ambulanz- und Rettungsflügen in Betrieb bleiben. Dem Wunsch von Bund und Ländern haben alle Flughäfen entsprochen und blieben während des ersten Lockdowns von März bis Juni 2020 betriebsbereit. Bei dem Rettungspaket für die Flughäfen geht es nicht um Subventionen. Es geht lediglich um den Ersatz der Kosten, die bei den Flughäfen während des ersten Lockdowns in den Monaten März bis Juni 2020 angefallen sind. Auch die Europäische Kommission hat den Unter­stützungs­bedarf anerkannt und die beihilferechtlichen Voraussetzungen für die dringend benötigte Unterstützung geschaffen.

Verluste sind dramatisch

  • Minus 90% Passagiere im Jahr 2020 gegenüber 2019
  • 3 Mrd. EUR voraussichtlicher Verlust in 2020 und 2021, nach einem   Vorsteuergewinn von fast 800 Millionen EUR in 2019
  • 10 Mio. EUR tägliches Einnahmedefizit 
  • 3,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2020
  • 2,6 Mrd. EUR Einnahmerückgang 2021
  • 27 Mrd. EUR  jährliche Bruttowertschöpfung der Flughäfen in Gefahr
  • 740 Mio. EUR Vorhaltekosten für die Zeit des 1. Lockdowns (Mrz-Jun 2020)
  • 1,3 Mrd. EUR Erlösausfälle für die Zeit des 1. Lockdowns (Mrz-Jun 2020)
  • Ein Viertel der über 180.000 Arbeitsplätze an Flughafenstandorten gefährdet

„Es liegt jetzt in der Hand der Politik, die unverzichtbare Airport-Infrastruktur in unserem Land abzusichern. Es braucht das gemeinsame entschlossene Handeln von Bund und Ländern. In dieser ausufernden Pandemiekrise muss von politischer Seite den Flughäfen als wichtiger Träger der Daseinsvorsorge jetzt mit einer Daseinsfürsorge durch eine schnelle finanzielle Unterstützung begegnet werden, und zwar mindestens die Erstattung der Vorhaltekosten aus der Zeit des ersten Lockdowns in Höhe von 740 Millionen Euro“, so Beisels Forderung abschließend.

ADV

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