Passagierboom statt Flugscham

Kommentar von Thomas Fülling zum Flugverkehr

Gepäckverladung (Foto: FBB(

Der Verzicht auf klimaschädliche Flüge ist eine der Hauptforderungen der gerade in Berlin so populären Fridays-for-Future-Bewegung. Im Alltagshandeln schlägt sich das bislang allerdings kaum nieder. Trotz um sich greifender Flugscham: Urlaubsreisen mit dem Flugzeug sind bei den Berlinern so beliebt wie nie. Wirklich überraschend kommt das nicht. Andere im Allgemeinen und den Staat im Besonderen zum Handeln aufzurufen, ist naturgemäß leichter, als das eigene tägliche Tun auf den Prüfstand zu stellen. Und so ist für viele Familien der Urlaub auf Mallorca oder auf einer griechischen Insel fester Bestandteil der Jahresplanung. Alternativen ohne Flug gibt es zwar.

Doch jeder, der einmal eine Ferienwohnung auf Usedom mitten in der Hauptsaison gebucht hat, weiß: Ein kostengünstiges und auch noch wetterfestes Vergnügen ist das nicht unbedingt. Um es klar zu sagen: Wer einmal im Jahr länger Urlaub hat, muss sich nicht dafür schämen, wenn er dafür auch mal in den Flieger steigt. Der darf durchaus auch mal ein Stück weiter wegfliegen.

Die Möglichkeit, andere Länder zu bereisen und andere Kulturen kennenzulernen, darf nicht wieder zum Privileg kleiner und vermögender Eliten werden. Doch es gibt genügend Möglichkeiten, auch ohne Urlaubsrestriktionen etwas zu tun. So ist es mehr als fraglich, ob im Supermarkt wirklich das ganze Jahr über Kiwis und Mangos verfügbar sein müssen. Sie werden fast immer über weite Strecken mit dem Flugzeug transportiert. Auch die noch immer zwei Amtssitze der Bundesregierung und die damit verbundene häufige Pendelei der Beamten gehören auf den Prüfstand.

Besonders wichtig ist, die Bahn wieder zu einem leistungsfähigen Verkehrsmittel zu machen, das mich zuverlässig von einem Ort zum anderen bringt. Gern auch auf längeren Strecken in einem bequemen Nachtzug. Spürbare Veränderungen in der Mobilität sind möglich, auch ohne Verbote und erhobenen Zeigefinger.

ots/Berliner Morgenpost

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