Monument des Scheiterns

Kommentar von Ulrich Kraetzer zu Check-In-Problemen am BER

Reiseverkehr im Terminal 1 (Foto: FBB)
Reiseverkehr im Terminal 1 (Foto: FBB)

Nach dem Milliarden-Desaster beim Bau lässt sich am Flughafen der deutschen Hauptstadt nun also das Chaos im laufenden Betrieb beobachten. Wer schuld ist? Die Ferien und die vielen Flüge – und das aufwendige Corona-Prozedere. So jedenfalls lesen sich die Statements der Flughafengesellschaft. Es herrsche eben Hochbetrieb.

Bei Lichte betrachtet sind die Rechtfertigungsversuche der Flughafengesellschaft indes nur Ausflüchte. Denn die Zahl der Passagiere am BER liegt – eben wegen der Corona-Pandemie – immer noch deutlich unter den Abfertigungszahlen, die in Tegel und Schönefeld-Alt vor der Pandemie bewältigt wurden. Ein reibungsloser Flugverkehr sollte also gerade jetzt zu stemmen sein.

Dass dies nicht gelingt, stimmt bedenklich – und verdeutlicht die Kon­struktionsdefizite des BER. Denn der Flughafen wurde zwar erst vor rund einem Jahr eröffnet. Modern ist er aber nicht. Im Gegenteil. Aus Angst vor weiteren Verzögerungen traute sich zuletzt niemand, die Anlagen dem Stand der Technik anzupassen. Die Folge: Die Anlagen sind unzureichend – und stehen einer zügigen Abfertigung im Wege.

Ein Jahr nach der Eröffnung mag es also zwar absurd klingen: Doch der BER muss modernisiert werden. Bis es soweit ist, sollte die Flughafengesellschaft die Verantwortung nicht auf Ferien, Passagiere oder Pandemie abschieben. Sie muss die Mängel abstellen. Bis dahin bleibt der BER vor allem eines: ein mit schicken Holzvertäfelungen verkleidetes Monument des Scheiterns.

ots Presseportal/Berliner Morgenpost

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