Gekappte Chancen

Kommentar von Joachim Fahrun zum BER

Boeing 737-800 der Pegasus. Im Hintergrund der BER-Tower (© G. Wickert/FBB)
Boeing 737-800 der Pegasus. Im Hintergrund der BER-Tower (© G. Wickert/FBB)

Niemand fliegt gerne um 5.15 Uhr irgendwo hin. Aber für Billig-Airlines und Charter-Flüge können Starts am frühen Morgen wichtig sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Die Fluglinien nutzen die Zeit, um Urlauber zu den Sonnenzielen zu befördern und ihre teuren Jets möglichst oft hin- und herpendeln zu lassen. Ein Blick auf den Flugplan eines Umsteige-Flughafens wie Frankfurt zeigt auch, dass viele Interkontinentalflüge zur frühen Stunde in Deutschland ankommen.

Wenn nun auf Druck des Landes Brandenburg der Flugbetrieb am – hoffentlich – im Herbst 2020 eröffneten BER erst ab sechs Uhr beginnen soll, schädigt das die Position des Hauptstadtflughafens. Dass ein um seine Wiederwahl bangender Ministerpräsident wie Dietmar Woidke (SPD) sich dafür einsetzt, ist verständlich. Dass Berlins Grüne und Linke dafür sind, überrascht kaum. Dass nun aber auch die Berliner SPD umschwenkt, ist verwunderlich.

Aktuell handelt es sich zwar um eine Phantomdebatte. Nur ein Flug startet in Berlin regelmäßig vor sechs. Das kann mit dem BER-Start anders werden, so wie es in Frankfurt/Main bereits ist. Ob es aber rechtlich trägt, einer Airline den Start ans Mittelmeer zu verbieten und gleichzeitig den Jumbo aus Peking landen zu lassen, scheint fraglich. Nicht umsonst haben die Gerichte eine begrenzte Zahl von Flugbewegungen frühmorgens und nachts als zumutbar erachtet. Nun die Betriebszeiten einzuschränken, raubt dem BER Entwicklungschancen. Das kann nicht im Interesse Berlins sein. Auf der Flughafengesellschaft (FBB) lasten hohe Schulden, die abgetragen werden müssen. Wenn die FBB nicht genug verdient, muss der Steuerzahler noch mehr für den BER bezahlen. Das Öko-Argument taugt nicht. Dem Klima ist es egal, ob ein Flug morgens geht oder am Nachmittag.

ots/Berliner Morgenpost

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