Eine Branche am Abgrund

Kommentar zum Stellenabbau in der Berliner Luftverkehrsbranche von Christian Latz

Auf dem Vorfeld in Berlin SXF (Foto: G. Wicker, FBB)

Die Hiobsbotschaften für Berlins Luftfahrtbranche treffen aktuell nahezu im Wochenrhythmus ein: Erst kürzlich gab die britische Fluggesellschaft Easyjet bekannt, an ihrem wichtigen Standort Berlin mehr als 700 Jobs streichen zu wollen. Am Mittwoch (22.7.2020) nun teilte die Fluggesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) selbst mit, 400 Stellen abbauen zu wollen. Auch bei Ryanair sollen offenbar Arbeitsplätze in Berlin wegfallen.

Drei schwere Schläge für den Berliner Flugverkehr – doch es dürften bei weitem nicht die letzten gewesen sein. Die Corona-Pandemie hat innerhalb kürzester Zeit zu einer nie für möglich gehaltenen Krise der Branche geführt. Heute müssen Berlins Flughafenbetreiber sich bereits freuen, wenn die Zahl der Flugverbindungen in der Urlaubszeit auf 20 bis 25 Prozent des Vorjahresniveaus ansteigt.

Personalabbau geht jetzt erst richtig los

Dass das zu tiefen Einschnitten bei der Flughafengesellschaft führt, hat Airport-Chef Engelbert Lütke Daldrup immer wieder klar gemacht. Gerade bei allen Betrieben rund um die Berliner Flughäfen dürfte der große Personalabbau nun aber erst richtig losgehen. Bislang haben weitreichende Kurzarbeitsregelungen manche Stellenstreichung in der darbenden Branche verhindert, besser gesagt: verzögert. Die Lage bessert sich weiterhin nur bedingt. Viele Unternehmen müssen daher handeln, um zu überleben. Berlin dürfte das kurzfristig besonders hart treffen.

Mit der Eröffnung des BER steht eine Neuordnung des hiesigen Luftverkehrs in wenigen Monaten an. Der Umzug sollte zum Sprung nach vorne werden. Zur Jobmaschine. Aber er sorgt bei vielen Unternehmen nun dafür, Bilanz zu ziehen. Am neuen Airport wird man nur mit so viel Personal neu beginnen wollen, wie absehbar nötig sein wird. Das sind in jedem Fall deutlich weniger Beschäftigte als aktuell noch in Diensten stehen. Keine guten Aussichten.

ots/morgenpost

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